Freitag, 5. Dezember 2008

Was ist ein Hundeleben wert?

ES IST EINFACH EINE VERKEHRTE WELT GEWORDEN.
ICH PERSÖNLICH HABE EINE WAHRE KRISE.

Eine, nicht jene Krise, deren Sieg so manche feiern, weil sie schon immer gewusst haben, dass sich das alles nie ausgehen kann und eben jene, die diese Krise auch noch wirklich so aufgeheizt haben, dass wir uns jetzt durch das alleinige Fürchten auch schon zu Tode gestorben haben. Fast. Nein, in einer Welt, in der es genug Probleme gibt, will ich jetzt nicht auch noch ein richtiges Problem ganz groß reden. Und doch ist meine Krise wirklich groß, für mich zumindest.
Des Öfteren habe ich den Eindruck, dass die Menschheit immer blöder wird. Vollkommen verblödet. Ich sitze also heute in meinem Restaurant M32 in den Loungesesseln neben der Abend-Bar bei einem Geschäftstermin. Von dort hat man einen wunderbaren Blick auf die Altstadt. Von meinem Lieblingsplatz hat man auch einen wunderbaren Blick auf die Toiletten, vor allem auf diese schönen Toilettentüren. Man sieht, wer rein und wer raus geht. Wer diesen Ort aufsucht, ohne nur einmal "Grüß Gott" sagen zu wollen. Nicht mal einen Café bestellt, sondern schnell wieder verschwindet, um sich dann vielleicht noch per Leserbrief darüber mitzuteilen, dass die Toiletten im M32 gefälligst sauber gehalten werden müssen. "Auf Wiedersehen" wird dann auch nicht gesagt, weil es ja selbstverständlich ist, auf's Häusl zu gehen. Nein, ist es nicht. Es ist selbstverständlich zu "müssen". Aber ich gehe auch nicht in eine private Wohnung hinein, u! m zu müssen... Wer tut so etwas?

Ich hasse diese Selbstverständlichkeit. Es ist eine scheußliche Selbstverständlichkeit.

Heute eben hatte ich auch wieder eine "Kundin" dieses Formats. Was heißt eine, es waren zu viele, aber eben diese Eine nahm ihr "Kalb" namens Susi mit in die Toilette. Dort füllte sie einen Plastiksack mit Wasser, damit dieses XXL Hundskalb Susi etwas zu "trinken" bekommen konnte. Man braucht keine große Phantasie, um sich auszumalen, wie der Boden unter dem Waschtisch danach ausgesehen hat. Ich habe mich im Anschluss kurz vorgestellt und der "Dame" mein Missfallen ausgedrückt. Die Reaktion war: "Sie sind eine herzlose Seele..."

Es kommt noch dicker. Ich setze mich wieder in meinen Ledersessel und versuche meine Erregung mit einem Lächeln und einem Schluck Wasser zu kaschieren. In der Zwischenzeit hat ein Paar auf den Barhockern des Stehtisches Platz genommen - der zwischen meinem Ledersessel und dem herrlichen Altstadtblick steht - mit einem Dobermann an der Leine (die sie aber nicht als Leine benutzt haben). Das "liebe Hunderl" war ein ganz neugieriges Hunderl, das überall herumgeschnuppert hat. Darauf hin hat das Frauerl einen Dialog begonnen, mit dem Hunderl. "Na, wo is er denn??" Da is er ja..." Der Hund hat den gewollten Dialog zum Monolog werden lassen. Klar, was soll er denn antworten? Vielleicht: "Schöner Spaziergang, ich sitzt jetzt im M32 und versau da den Boden". Blöd einfach. Haben Sie schon mal einen Engländer seinen Hund fragen hören: "Where is he??. Here is he..." Na also.

Dem nicht genug: Der Hund hat einen derartige Pfurz gelassen, dass ich jegliche Fassung verloren habe, mit den Worten: "Muss das alles sein!!!" Es war wohlgemerkt keine Frage. Das Herrl jedoch hat, wie aus der Pistole geschossen geantwortet (statt dem Wort Verzeihung kam) "Das war ich!" .

Sie lachen? Ist auch lustig. War aber nicht angenehm... Was ich aber damit sagen will ist, dass der Kult um Hunde derartig ausartet. Wenn heute ein Gast mit seinem "Vieh" in ein Restaurant geht, dann erwartet er sofort das "Service" eines Wasserl fürs Hunderl. Sabbert dann der Hund, stört das verständlicherweise den Nachbartisch (würde mich auch stören), dann ist man ein herzloser Tierfeind.

Es kommt mir bald so vor, wie die Raucherdiskussion. Einen Raucher stört der Nichtraucher am Nebentisch auch nicht…

Und das ist meine Krise. Weil über andere Krisen wird schon zu viel gesprochen.

Darum sollten wir wieder mal lachen.
Motto: Punschlos glücklich!

Vorweihnachtliche Seehofgrüße
Sepp und Susi Schellhorn

P.S.: Wir vermenschlichen die Tiere alleine schon mit der Anrede, gleichzeitig vertieren wir die Menschen.
Mehr dazu beim nächsten Mal. Über Haserl, Schweindi und Bärli... ja, den ganzen Zoo werde ich bearbeiten...

1 Kommentar:

  1. ein weiteres beispiel gefällig? auf http://www.n-tv.de/1080152.html findet man die headline:

    "First Cat ist tot"
    Die Familie von US-Präsident George W. Bush trauert um eine treue Begleiterin. Im Alter von 18 Jahren starb Präsidentenkatze India im Weißen Haus, wie das Büro von First Lady Laura Bush mitteilte. "India war ein geschätztes Mitglied der Familie Bush", hieß es in der Erklärung. Die Todesnachricht erfülle die Familie mit "großer Traurigkeit", hieß es darin weiter. "Sie wird sehr fehlen," schreibt die n-tv redaktion am 05.01.09.

    immerhin. auch haustiere schaffen den einzug ins weisse haus - und damit in die schlagzeilen der medien.
    auf das staatsbegräbnis darf man gespannt sein ...

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